Herbst-Scharnier und SARA zur Korrektur der Unterkieferrücklage
Befindet sich der Unterkiefer im Verhältnis zum Oberkiefer zu weit hinten („Distalbiss“, Klasse II), wirkt das gesamte Gesichtsprofil unharmonisch. Auch das Abbeißen und die Sprache können durch eine Unterkieferrücklage negativ beeinträchtigt sein.
Liegt eine ausgeprägte Kieferfehlstellung vor oder ist wenig bzw. kaum Restwachstum im Gesichtsschädelbereich zu erwarten, kann mit Apparaturen wie dem Herbst-Scharnier und der SARA (Sabbagh Advanced Repositioning Appliance) oder der SUS (Sabbagh Universal Spring) die Unterkieferrücklage erfolgreich behandelt werden.
Therapie ohne Chirurgie
Festsitzende funktionskieferorthopädische Geräte können eine Therapie ohne chirurgische Unterkiefervorverlagerung (Umstellungsosteotomie, Dysgnathie-Operation) ermöglichen.
Das Herbst-Scharnier (nach dem Erfinder Emil Herbst benannt) ist eine Teleskopapparatur, die individuell vom Zahntechniker im Labor hergestellt wird, nachdem vom Patienten ein Abdruck der Ober- und Unterkieferzähne genommen wurde. Sie verlagert den Unterkiefer in einem Schritt nach vorne.
Die SARA (nach dem Erfinder Dr. Aladin Sabbagh benannten) ist eine konfektionierte Teleskop-Apparatur mit austauschbaren Federn, die während der Behandlung mit der Multiband-Apparatur (festen Spange) eingesetzt wird. Mit dieser Apparatur kann der Unterkiefer stufenweise durch Aktivierung der Federn vorverlagert werden – im Gegensatz zur einmaligen maximalen Vorverlagerung des Unterkiefers, wie beim Herbst-Scharnier.
Um die Vorverlagerung zu bewirken, werden bei beiden Apparaturen die Verbindungsstücke im Oberkiefer im hinteren Bereich und im Unterkiefer im vorderen Bereich befestigt und schieben den Unterkiefer nach vorne.
„Non-Compliance-Gerät“
Die SARA-Apparatur wird auch gerne bei mangelnder Patienten-Kooperation verwendet. Wenn während der festen Spange vom Patienten zusätzlich „intermaxilläre“ Gummizüge zwischen Ober- und Unterkiefer eingehängt werden sollen, aber die Mitarbeit nicht ausreichend erfolgt, kann die SARA als „Non-Compliance-Gerät“ die Gummizüge ersetzen und den Erfolg bringen.
Vorteile der konfektionierten festsitzenden Kl. II-Geräte, z. B. SARA
- Keine Abdrücke erforderlich, einsetzbar in einem Termin ohne Laborarbeiten
- 24 Stunden Dauerwirkung, daher effektiver als Gummizüge
- Kaum sichtbar, da im hinteren Bereich
- Ausreichende Bewegungsfreiheit des Kiefers
- Kontinuierliche, leichte Kräfte
Effektiv zum schnellen Behandlungserfolg
Die Gewöhnungszeit beträgt ca. 1 Woche. Da festsitzende Apparaturen 24 h pro Tag wirken, stellt sich ein Behandlungserfolg nach ca. 6 Monaten ein. Auch nach Abschluss des natürlichen Wachstums im Bereich des Gesichtsschädels ist mit einem Erfolg zu rechnen.
SARA-First
In den meisten Fällen wird die SARA-Apparatur erst nach dem Durchbruch aller bleibenden Zähne eingesetzt.
In Ausnahmefällen, wenn eine kieferorthopädische Therapie einer Distalbisslage (Rückbiss) bereits während des Zahnwechsels indiziert ist, kann die SARA First Apparatur eine sinnvolle festsitzende Alternative zu herausnehmbaren funktionskieferorthopädischen Geräten, wie Aktivator oder Bionator, sein. Über eine festsitzende Apparatur für eine Bisslage-Korrektur sollte nachgedacht werden, wenn wegen mangelnder Kooperation der Patientin / des Patienten oder auf Grund einer Kunststoff-Allergie die Behandlung mit einer herausnehmbaren Apparatur nicht möglich oder nicht erfolgversprechend ist.