Gaumennahterweiterungs-Apparatur bei schmalem Oberkiefer
Eine Gaumennahterweiterungs-Apparatur (GNE) ist eine festsitzende Zahnspange, die der skelettalen Verbreiterung des Oberkiefers dient. Sie wird eingesetzt bei Patienten mit zu schmalem Oberkiefer, wenn z. B. extremer Platzmangel für die bleibenden Zähne und ausgeprägte Zahnfehlstellungen oder ein seitlicher Kreuzbiss vorliegt.
Die GNE kann während einer Frühbehandlung, wenn noch Milchzähne im Seitenzahnbereich vorhanden sind, oder auch bei Jugendlichen erfolgen. Bei Erwachsenen ist die Wachstumsfuge im Gaumen bereits verknöchert. Ist eine Gaumennahterweiterung dennoch zwingend erforderlich, um eine physiologische Kaufunktion herzustellen und vorhandene Beschwerden zu beseitigen, muss diese bei Erwachsenen mit chirurgischer Unterstützung durchgeführt werden.
Die Hyrax-Apparatur wird entweder mit Bändern an 2 Seitenzähnen auf jeder Seite oder über Kunststoffschienen-GNE (Winsauer-GNE), die die Seitenzähne umfassen, befestigt. In der Mitte der Apparatur ist eine Schraube (Hyrax-Schraube) angebracht, mit der die beiden Hälften des Oberkiefers in zwei bis vier Wochen bis zu 10 Millimeter auseinandergedrückt werden können und somit der Gaumen verbreitert werden kann.
Die Eltern der jungen Patienten müssen diese Schraube nach Anweisung selbst „weiter drehen“. In der Anfangsphase müssen wöchentlich Kontrollen in der Praxis durchgeführt werden. In der Mittelnaht des Gaumens, der natürlichen Wachstumsfuge, bildet sich dann neuer Knochen. Zu Beginn kann das Drehen der Schraube durch den Druck Schmerzen verursachen, die allerdings nach ca. 3 Tagen wieder abklingen.
Im Gegensatz zu herausnehmbaren Geräten werden die Backenzähne also nicht nach außen gekippt, sondern es entsteht neuer Knochen. Das Ergebnis bleibt daher auch dauerhaft stabil, was bei herausnehmbaren Spangen („Platten“) oft nicht der Fall ist.
Leider wird die GNE manchmal mit dem irreführenden Begriff „Gaumennahtsprengung” bezeichnet, obwohl sie nichts sprengt, sondern nur Wachstum anregt, wo es ohnehin von Natur aus stattfindet.
Behandlungsdauer mit der eingesetzten GNE
Nach Ende der aktiven Phase bleibt die Apparatur mindestens vier Monate, in der Regel sechs Monate eingesetzt.
Die Gaumennahterweiterung ist häufig eine gute Vorbereitung für eine darauffolgende Behandlung mit kieferorthopädischen Geräten, wie z. B. dem Invisalign- System oder der festen Zahnspange (Multiband- oder Multibracket-Apparatur).
Ganzheitliche Wirkung einer GNE auf die Gesundheit:
Die GNE hat viele positive Nebeneffekte:
- Verbesserung der Nasenatmung
- weniger Erkältungen und Kieferhöhlenprobleme
- Verbesserung der Belüftung des Innenohrs über die Eustachische Röhre mit Besserung von Ohrsymptomen
- Verbesserung der Schlafqualität
Mittlerweile wird die Gaumenerweiterung auch von Kinderärzten, HNO-Ärzten und Allergologen als wichtige Behandlungsmethode anerkannt. Es gibt keine andere kieferorthopädische Apparatur mit einer derartig ganzheitlichen Wirkung.
Gaumennahterweiterung bei Erwachsenen
Die GNE kann auch bei Erwachsenen angewendet werden. Es handelt sich dabei um eine chirurgisch unterstützte GNE („SARPE“ – Surgically Assisted Rapid Palatal Expansion). Sinnvoll kann hier ein direkt im Knochen verankerter „Distraktor“ sein, der eine Verankerung über Bänder auf den Zähnen ersetzt.
Besonders effektiv ist die GNE bei Patienten mit schlafbezogenen Atmungsstörungen und bei Allergikern.