Herbstscharnier / Non-Compliance-Geräte

Herbstscharnier / Non-Compliance-Geräte

Herbstscharnier Non-Compliance-Geräte

Die Rücklage des Unterkiefers oder „Distalbisslage“

Liegt der Unterkiefer im Verhältnis zum Oberkiefer zu weit zurück, spricht man von einer „Distalbisslage“ oder „Klasse II-Bisslage“.

Sowohl aus funktionellen als auch aus ästhetischen Gründen ist es sinnvoll, eine Unterkiefer-Rücklage zu korrigieren.


Sehr gut behandelbar ist die Distalbisslage mit festsitzenden Therapiegeräten, wie dem Herbst-Scharnier (oder auch Herbst-Apparatur genannt). Es handelt sich um ein teleskopartiges Gerät, das individuell im Labor hergestellt (gegossene Herbst- oder Bänder-Herbst-Apparatur) und fest an den Seitenzähnen verankert wird. Auch konfektionierte Varianten von Klasse-II-Geräten, wie die SARA, können sehr gute Ergebnisse liefern.

 

 

Negative Auswirkungen einer Unterkiefer-Rücklage

Bei einer ausgeprägten Rücklage des Unterkiefers wirkt das Gesichtsprofil unharmonisch und weniger ästhetisch.


Auf die Aussprache und auch auf das Abbeißen kann sich eine Unterkieferrücklage negativ auswirken. Da sich bei einer großen Frontzahnstufe (horizontaler Abstand zwischen oberen und unteren Frontzähnen) die Schneidezähne vertikal nicht gegeneinander abstützen können, verlängern sie sich auf lange Sicht so weit bis die Unterkieferfrontzähne in den Gaumen beißen.


Durch den „Rückbiss“ passen die Seitenzähne des Ober- und Unterkiefers nicht richtig aufeinander, was zu einer Funktionsstörung des Kausystems führen kann. Insbesondere in Fällen, bei denen der Unterkiefer seitenungleich zu weit hinten liegt, also zusätzlich zur Rücklage die Unterkiefermitte nach rechts oder links verschoben ist, kann es zu Problemen kommen. Funktionsstörungen des Kausystems können langfristig auch viele Folgeschäden in anderen Körperbereichen hervorrufen, wie Schmerzen oder Kiefergelenk-Knacken, Verspannungen der Muskulatur im Kiefer-, Hals und Nackenbereich, Kopf- oder Rückenschmerzen.

 

 

Therapiemöglichkeiten: herausnehmbare oder festsitzende Geräte

Zur Korrektur der Distalbisslage stehen sowohl herausnehmbare als auch festsitzende Geräte zur Verfügung. Herausnehmbare funktionskieferorthopädische Geräte erfordern eine sehr gute Mitarbeit von Seiten der Patienten und zeigen in ausgeprägten Fällen oft keine ausreichende Wirkung.

 

 

Korrektur der Klasse II mit einer festsitzenden Apparatur

Bei Rücklage des Unterkiefers kann eine festsitzende Teleskop-Apparatur, wie das Herbst-Scharnier (benannt nach seinem Erfinder Emil Herbst) oder die SARA (benannt nach dem Erfinder Dr. Aladin Sabbagh), den Unterkiefer nach vorne verlagern und ggf. die Mitte korrigieren. Die Verbindungsstücke werden im Oberkiefer im hinteren Bereich und im Unterkiefer im vorderen Bereich befestigt und schieben den Unterkiefer nach vorne.

 

 

Das Herbst-Scharnier

Die Herbst-Apparatur wird individuell vom Zahntechniker im Labor hergestellt. Sie ist fest an den Seitenzähnen verankert und wirkt 24 Stunden täglich – unabhängig von der Mitarbeit der Patienten. Der Unterkiefer wird nach vorne verlagert, ohne dass die Patientin / der Patient an das Einsetzen einer Zahnspange denken muss.


Es kann auch bei ausgeprägten Fällen einer Unterkiefer-Rücklage verwendet werden und wenn herausnehmbare, funktionskieferorthopädische Geräte, wie der Aktivator oder der Bionator, nicht ausreichen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.


Diese Apparatur ermöglicht einen Therapieerfolg ohne eine aufwändige kieferorthopädisch-kieferchirurgische Kombinationstherapie im Erwachsenenalter („Dysgnathie“-Operation), die mit Risiken verbunden ist.

 

 

Die SARA –  eine „Non-Compliance-Apparatur“

Wir verwenden gerne die SARA® (Sabbagh Advanced Repositioning Appliance) von der Firma Forestadent, eine festsitzende, konfektionierte Teleskopapparatur.


Sie wird parallel zur festen Spange, der Multiband-Apparatur, eingesetzt und kommt auch als „Non-Compliance-Gerät“zum Einsatz. Wenn bei Patienten eine Rückbisslage vorliegt und die Verzahnung zwischen Ober- und Unterkiefer nicht korrekt ist, werden „intermaxilläre“ Gummizüge zum Einhängen in die Häkchen der festen Spange im Ober- und Unterkiefer verordnet.


Wenn diese Gummizüge zu wenig getragen werden oder die Rücklage des Unterkiefers zu ausgeprägt ist, kann die festsitzende Apparatur SARA eingesetzt werden, um einen Behandlungserfolg zu erzielen. Dieses Gerät erfordert weiterhin eine sehr gute Mundhygiene, allerdings gibt es keine Probleme bei der Einhaltung der Tragezeit.

 

 

SARA-First während des Zahnwechsels

In der Regel werden zur Klasse II-Behandlung während des Zahnwechsel herausnehmbare funktionskieferorthopädische Geräte, wie der Aktivator, der Bionator, oder die Vorschub-Doppelplatten (VDP), eingesetzt.


Als Alternative zu diesen Geräten kann die SARA First -Apparatur eingesetzt werden, z. B. bei mangelnder Mitarbeit der Patientin / des Patienten beim Tragen einer herausnehmbaren Apparatur. Auch eine Kunststoff-Allergie kann die Behandlung mit einem herausnehmbaren funktionskieferorthopädischen Gerät unmöglich machen.

 

 

Kurze Eingewöhnung und schneller Behandlungserfolg mit festsitzenden Klasse II-Geräten

Die Gewöhnungszeit beträgt ca. 1 Woche. Je nach Ausprägungsgrad der Unterkiefer-Rücklage stellt sich nach 6 – 8 Monaten ein Behandlungserfolg ein.

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